Yardstickzahl für 2.4mR

Vergleich unterschiedlicher Segelboote

Seit Segeln als Sport betrieben wird machte man sich Gedanken darüber, wie man unterschiedliche Boote miteinander vergleichbar machen kann. So gab es ab 1896 die immer weiter verfeinerte „Gurtregel“, ab 1907 die 1. Fassung der „international rule“ oder „metre rule“, die 2. Fassung 1920, ab 1933 die noch heute gültige 3. Fassung mit R=2.4 für unsere Klasse oder R=12 für die 12er Americas Cupper.

Im Jahr 1970 wurde die „International Offshore Rule (IOR)“ ins Leben gerufen. Später dann „IMS – Internatiional Measurement System“, „ORC – Offshore Racing Congress“ usw. Alle diese Verfahren versuch(t)en durch Berechnungsformeln, in denen verschiedene Bootsfaktoren berücksichtigt wurden, verschiedene Konstruktionen vergleichbar zu machen.

Und wie es nun mal so ist, es gab und gibt Menschen, die in all diesen Formeln die Einflussfaktoren untersuch(t)en und Boote möglichst formeloptimal bauten. Das führt zu teilweise extremen Konstruktionen, lange Überhänge, extreme Breiten oder Längen, jenachdem was in der angewendeten Formel bestraft oder bevorteilt wurde.

Völlig anders geht das Yardstick-System an das Problem heran. Hier werden keine Berechnungen durchgeführt, sondern die Boote aufgrund von Erfahrungen, die bei etlichen Regatten gemacht wurden, mit einem empirischen Faktor versehen. Anpassungen dieser Yardstickzahl werden revierabhängig gemacht. Boote, die für Langstrecken auf See bzw. Komfort gebaut sind, haben sonst auf kleinen engen Revieren, wo viele Manöver erforderlich sind, keine Chance gegenüber kleinen, leichten Booten, die schnell wenden können. Und andersrum.

Der Deutsche Segler-Verband schreibt auf seiner Homepage, dass „das Yardstick-System … als Vermessungssystem für Club- und Spaßregatten herangezogen wird.“ Damit ist alles gesagt.

Es müssen aber einige Grundsätze beachtet werden. Niemals sollen Regattaboote und Fahrtenschiffe in einer Wertung verglichen werden. Boote müssen weiter in unterschiedlichen Yardstickgruppen gewertet werden, ein Boot mit einem YS-Faktor von 99 lässt sich nicht mit einem Boot mit einem YS-Faktor über 120 vergleichen. Dazu gibt es eine einfache Rechnung, wie sich während einer Wettfahrt wechselnde Windstärken (Windloch, abnehmender oder zunehmender Wind) auf die berechnete Zeit auswirken.

Speziell für die 2.4mR Klasse gelten folgende Dinge:
Das Boot ist ein leichtes, wendiges, aber klassisches Verdrängerboot. Booten, die nicht wie moderne Kielboote oder Jollen ins Halbgleiten oder Gleiten kommen können, ist eine Geschwindigkeitsgrenze gesetzt. Dies liegt an der „Froude-Zahl“, die den Widerstand von Schiffen im von ihm selbst erzeugten Wellensytem bechreibt. Daraus lässt sich die sogenannte Rumpfgeschwindigkeit herleiten, also die Geshwindigkeit, über die ein Schiff in Verdrängerfahrt nicht hinaus kommt – „es kommt nicht über seine eigene Bugwelle“.
Die Rumpfgeschwindigkeit in Knoten wird berechnet nach
S = 2.43 * Wurzel (Wasserlinienlänge).
Das bedeutet für unseren 2.4 eine maximale Geschwindigkeit von 4.3 Knoten. Diese erreichen wir aber schon schnell bei 3 Beaufort, wird der Wind stärker, wird das Boot im Gegensatz zu größeren Booten oder Gleitern nicht mehr schneller.

Starken Einfluss haben auch das Revier und der zu segelnde Kurs. Auf kleinen, engen Revieren (z.B. Flüssen), wo bei einem Kreuzkurs viel gewendet werden muss, ist der 2.4 bei Windstärken bis 3 Bft. unschlagbar. Er ist leicht, springt schnell an, wendet extrem schnell und hat einen sehr kleinen Wendewinkel. Bei diesen Verhältnissen wirkt unser Boot pfeilschnell. Sowie aber raumere Kurse überwiegen oder der Wind mit 4 oder mehr Bft. weht, haben wir keine Chance. Da zieht alles grinsend an uns vorbei. Dazu sage ich nur, wenn man die „physikalischen Hintergründe“ kennt, kann man sich gelassen zurücklehnen, ebenfalls grinsen und nach der Wettfahrt die Runde Bier des Siegers entspannt genießen. Mir ist es bei mehreren Vereinswettfahrten so gegangen, bei 2.4 Verhältnissen ist man ernster Konkurrent für Platu 25, J24 oder andere sportliche Kielboote. Aber bei anderen Verhältnissen eben ein „gern genommenes Opfer“ auch für Tourenschiffe.

Bei Vereinswettfahrten steht aber die Gemeinsamkeit und das Miteinander aller seglerischen Gruppen im Vordergrund, der Sieg ist zwar gerne gesehen – gewinnen macht freundlich – doch nicht das A und O. Bei uns wird auf dem Tegeler See und der Oberhavel der 2.4mR mit einer YS-Zahl von 122 gewertet.

Wie gesagt, bei 2.4 Verhältnissen segelt man damit vorne mit, bei anderen Bedingungen eher im Mittelfeld oder hinten. Ausschlag gibt dann auch die seglerische Erfahrung der Teilnehmer. Und nicht zu unterschätzen ist der Zustand des Unterwasserschiffes. Boote, die durch langes Liegen im Wasser einen deutlichen Bewuchs aufweisen, sind gegenüber einem Boot, das ein sauberes Unterwasserschiff hat, aufgrund des daraus resultierenden erhöhten Wasserwiderstandes deutlich im Nachteil.

Von einer „Wind abhängigen“ Yardstickzahl halte ich nichts. Der Wind weht über das Jahr unterschiedlich stark und aus unterschiedlichen Richtungen. So ist der 2.4 mal besser, mal schlechter dran. Das gilt aber für alle anderen Boote auch… Es mittelt sich also über mehrere Wettfahrten im Jahr.

Resümee:
Sieger sollte bei Yardstickwettfahrten stets der Spaß sein! Die seglerische Leistung kann man nur in Einheitsklassen bewerten.

In diesem Sinne, habt Freude am und beim Segeln
Poldi

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